Nix wie weg in den Maghreb...?
Kreuz und quer ums Mittelmeer...?
Alles mitnehmen im Jemen...?
Ohne Plan nach Absurdistan
Donnerstag, 12. April 2012
Montag, 30. August 2010
Warum?
Warum fährt man mit einem schrottreifen VW-Bus über den Balkan, die Türkei, den Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan nach Bishkek, Kirgistan?
Ohne ein einziges Wort Russisch zu können, geschweige denn Türkisch, Farsi, Serbisch, Bulgarisch oder sonst irgendeine Sprache die in den 11 von uns durchquerten Ländern gesprochen wird...
Ohne besonders viel Ahnung von Motoren zu haben...
Ohne das Studium vorher beendet zu haben...
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Berlin, Deutschland
Sonntag, 29. August 2010
Weiterhin auf den Spuren der Spagetti
Nach mehreren Nachfragen, sei nun hier gesagt: Ja, wir sind wohlauf und ja ich bin wieder in Berlin, während der Noodledude die Spagettispuren weiterverfolgt und inzwischen in New York gestrandet ist.Damit können alle, die den Blog allein aus Sorge um uns lesen beruhigt durchatmen, zum Telefon greifen und wieder persönlich mit uns sprechen.
Wir werden hier zumindest diese Reise noch weiterbeschreiben und weiter Texte veröffentlichen. Dieser Blog ist zu einer Art Tagebuch geworden und wir freuen uns schon jetzt darüber, wenn wir so auf Erlebnisse zurückgreifen können, die wir beinahe schon verdrängt hatten.
Es gibt sicherlich noch ein paar ganz gute Foto-Updates (die Hälfte der Filme wurde gerade erst entwickelt) und ganz bestimmt noch mindestens 15 Texte, die zu dieser Reise hier veröffentlicht werden. Unsere Reise in Turkmenistan und den größten Teil von Usbekistan haben wir zum Beispiel noch gar nicht hochgeladen, genauso wenig, wie Texte über unsere Zeit in Kirgistan und das Ende des Aufenthaltes im Iran...
Es fehlen eine ganze Menge Erlebnisse, wie z.B.: Wie wir in Turkmenischen Erdgasfeldern nach dem Weg fragen , wie wir versuchen iranische Fischer zu überreden mit uns aufs Kaspische Meer zu fahren und was die Basidsch dagegen haben, wie wir trotzdem auf einem Fischerboot frühstücken, was Bukhara, Samarkand und Khiva voneinander unterscheidet, was das Nachtleben in Asghabat mit sich bringt und warum man dort nicht zweimal dieselbe Straße entlanglaufen kann, warum hinter jedem Tunnel im Elbus-Gebirge ein Krankenwagen steht, warum man in Tashkent nur für 10 oder gleich 50$ ein Hotelzimmer bekommt, wie wir mit über 40 Kilo Gepäck die Grenze zwischen Tadschikistan und Kirgistan im Schneetreiben überwinden, warum das Nachtleben Bishkeks nicht der Rede wert ist, wie Yakbutter schmeckt, warum wir in Bishkek aus dem Hotel geworfen wurden, wie ich meinen Geburtstag neben Soldaten zwischen Osh und Bishkek verbracht habe, wie der Noodledude es schafft in London die Sicherheitskontrollen auf 180 zu bringen, wie wir uns freuen diese Reise gemacht zu haben und natürlich wie wir uns freuen wieder zurück zu sein.
All dass wird hier noch veröffentlicht werden. Aber erst einmal bedanken wir uns bei allen, die den Blog bis hierhin verfolgt haben! Wir wissen, dass es teilweise nicht möglich war Kommentare zu veröffentlichen. Also vielen Dank, allen, die es geschafft haben und auch vielen Dank, allen bei denen zumindest die Intention da war. Natürlich auch einen Ganz herzlichen Dank, allen, die uns mit vielen Tips zur Seite standen und uns dadurch oft viel Ärger erspart haben.
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Rückreise mit Hindernissen
An der nächsten Hauptstraße sprechen wir einen Taxifahrer an. Wir handeln ihn auf 500sum (ca. 10$) für die Fahrt zum Flughafen herunter. Der Preis liegt etwas über dem normalen Kurs, aber ehrlich gesagt ist es uns ausnahmsweise mal egal. Wir wollen endlich nach Hause. Gepäck in den Kofferraum des alten Passats geschmissen und in die tiefen stinkenden Poster fallen gelassen. Wie schön es eigentlich ist im Taxi gefahren zu werden... Es wird an einer Tankstelle angehalten und natürlich muss erst einmal getankt werden. Natürlich wird dafür unser Geld benötigt – im Voraus...natürlich. Wir haben nur drei 200er Scheine. Tank ist voll, zurück kommt ein Fünfziger. Nicht schon wieder. Anscheinend denkt die Hälfte der Leute von Bukhara bis Bishkek sie kann uns einfach so nach Strich und Faden über den Tisch ziehen, nur weil wir Touristen sind. Wir haben schon etwas mehr als den Normalpreis gezahlt und jetzt werden wir auch noch wegen 1$ für dumm verkauft. ND findet das überhaupt nicht lustig. Fängt an zu diskutieren. Der Taxifahrer steigt ein. Fährt einfach weiter. ND explodiert und wirft den 50sum Schein nach vorne. Ob er dabei dem Fahrer auch noch gleich eine gelangt hat? Darüber scheiden sich die Geister. Fakt ist das der Fahrer unbekümmert weiterfährt, bis er ein wirklich dunkles Stück Straße außerhalb von Bishkek entdeckt hat. Er fährt an die Seite. Keine Person weit und breit. Steigt aus, öffnet den Kofferaum (denkt vermutlich das die Taschen im Kofferraum wirklich schwer sein müssen), geht ums Auto und öffnet die hintere Tür bei ND und denkt wahrscheinlich wir bekommen jetzt Angst, dass wir nicht mehr zum Flughafen kommen. Nur noch für 50$ oderso. - Irrtum, während ich einfach sitzenbleibe, flippt ND völlig aus. [...]
Der Taxifahrer gibt uns die restlichen 50sum, macht den Kofferraum wieder zu und setzt sich auf den Fahrersitz und fährt schnell schweigend zum Flughafen. Dort angekommen bedankt er sich für die Fahrt, schüttelt uns die Hände und ist sichtlich erleichtert als wir verschwinden.
Nach zwei Stunden Schlaf im Flughafen verläuft alles Andere erstaunlich einfach; keine Probleme wegen meiner Autokennzeichen im Rucksack, aus Versehen bei der Businessclass eingecheckt, deshalb nicht fürs Übergewicht bezahlt. Schnell noch mit unserem Lumpensammlerflugzeug in Almaty zwischengelandet und schon sind wir in London. Noch ein kleiner Scherz bei der Sicherheitskontrolle. „What is in your back?“, „A bomb.“, „That's not funny at all. You could spend some time in prison for a joke like that.“ Tja, das hat uns dann auch nicht mehr beeindruckt... =;-)
Erst als wir im Landeanflug auf Berlin-Tegel sind, wird mir klar, dass die Reise jetzt wirklich beendet ist. ND und ich werden ein bisschen wehmütig, keine Sonnenuntergänge in der Wüste mehr, keine Fleischspieße in irgendwelchen turkmenischen Kaschemmen, keine Partys in Ashgabat, keine zu durchquerenden Flüsse, keine Scherereien mit der Polizei, keine tadschikischen Schönheiten, die einen zum Tee einladen, keine iranischen Künstler, keine kurdischen Anarchisten, keine Kraterseen, keine vor Interpol flüchtenden Kanadier, keine Menschen, die einen morgens einfach nur aus Neugier wecken, keine Karawansereien und keine spontanen Einladungen zum Quatschen mehr. Aber jede Wehmut, jedes Fernweh ist vergessen, wenn Freunde zugegen sind. Und sie waren da.
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Almaty, Kasachstan
Samstag, 28. August 2010
Respekt in Bishkek
Nach tiefem Schlaf wache ich am Morgen nach meinem Geburtstag um drei Uhr morgens auf. Scheinbar wurde ohne mich gefeiert (wie mir berichtet wird, war es nicht möglich mich zu wecken) und der einzige, der sich noch im Innenhof des Hostels aufhält ist ein Franzose auf dem Weg von Indien zurück nach Frankreich. Ich lasse mir seinen Plan vom Reisen mit möglichst wenig CO2 Ausstoß erklären... keine Langstreckenflüge nur mit Sammeltaxen, Bussen und Bahnen. Auf die Frage, was er so in Frankreich macht - Studium an der „école polytechnique“ in Paris. Scheint irgendwie zum französischen Militär zu gehören. Aber eine sehr gute Universität. Dafür läuft man dann auch mal bei der großen Militärparade zum Nationalfeiertag mit. Ich frage mich wie das zusammenpasst. Bei Militärparaden mitmarschieren, über einem Düsenjets die X-Tonnen CO2 in die Atmosphäre donnern und dann so wenig wie möglich CO2 beim Reisen... vielleicht ist es ja das schlechte Gewissen.In den nächsten Tagen beschäftigen wir uns nicht mehr besonders viel mit der Stadt, sondern versuchen zwanghaft einen preiswerten Flug zurück nach Berlin zu finden. Internet, Reisebüro, Internet, Reisebüro, anderes Reisebüro, usw. Wir werden natürlich falsch beraten und zahlen am Ende mehr als wir gemusst hätten.
Trotz aller Unwägbarkeiten scheint Bishkek irgendwie entspannter als viele andere Orte in Zentralasien zu sein. Wir treffen sogar mehrere Menschen, die freundlich zu uns sind. Die Verkäuferin im Reisebüro findet es so schade, dass wir keine Zeit haben uns Kirgistan anzuschauen, dass sie uns in das Haus ihrer Eltern auf dem Land einlädt. Wir lehnen dankend ab. Ansonsten kann man in der Stadt gut herumlaufen und sogar in einigen Parks ein bisschen flanieren. Der Stress der letzten Wochen fällt langsam von uns ab und wir gehen abends essen, spielen Tischtennis auf Platten, die im Park vermietet werden (anscheinend eine Hauptfreizeitbeschäftigung) und schlafen aus.In der Stadt sind immer wieder noch einige Spuren der gerade erst abgelaufenen Revolution zu sehen. Der Präsidentenpalast ist mit Tischen und Stühlen verbarrikadiert, aber Stück für Stück werden auch diese Zeugen des Umschwungs abgebaut und alles geht seinen normalen Gang.Seit Istanbul gibt es die ersten Menschen, die Musik auf der Straße machen und sogar ein paar skatende Jugendliche vor dem Denkmal für Lenin, dessen Sockel die Aufschrift "Linkin Park" trägt.Interessant ist auch der Unabhängigkeitsplatz, wo diverse Verkäufer allerlei Ramsch feilbieten und die Fassaden der umliegenden Häuser einfach vor Fabriken geklatscht wurden um den Platz schöner zu machen. Halb Kirgistan scheint sich vor dem Platz fotografieren zu wollen. Es macht Spaß diese Szenerie zu beobachten. Die Leute scheinen guter Dinge.
Stück für Stück sortieren wir Dinge aus und verschenken sie an andere Backpacker, die sie noch gebrauchen können. Unser Flugticket erlaubt nur 20 Kilo aufzugebendes Gepäck und 5 Kilo Handgepäck. Der Flug geht am Morgen des 29. und wir bereiten uns darauf vor am 28. das Hostel zu verlassen um dann die nächste Nacht auf dem Flughafen zu verbringen. Am vorletzten Abend, einem Freitag, wollen wir noch einmal richtig feiern gehen und klappern Stück für Stück Bishkeks Clubs ab. Der erste Club ist das Golden Bull, wo sich eine bunte Mischung aus Kirgisen und Ausländern treffen soll. Leider macht der Club schon von außen nicht gerade den Eindruck, als würde sich dort eine feierwütige Menschenmenge versammeln. Durch die Vorhänge gelugt – und tatsächlich – kein Mensch. Weiter geht es der lauten Musik hinterher ins „Barcadi“. Der Name scheint nicht zufällig gewählt. Überall sind große Werbeplakate des gleichnamigen Rums verteilt. Die Stimmung scheint gut, nur die dicken Autos vor der Tür machen stutzig. Wie sich raus stellt soll der Eintritt knappe 20€ p.P. kosten „aber dafür sind ein paar Getränke mit dabei“. Bereit mehr als für die besten Clubs in Berlin zu zahlen sind wir nicht und so landen wir nach einer Taxifahrt quer durch die Stadt in einem russischen Club mit Liveband. Die Musik ist gut, die Stimung leider nicht und so machen wir uns aufgrund von mangelnden weiteren Optionen auf den Heimweg. -Ohne getanzt zu haben eine ziemlich deprimierende Nacht- Wir haben uns seit Ashgabat, wahrscheinlich sogar seit dem Iran auf die Clubszene von Bishkek gefreut – und jetzt das. Zum Glück kommen wir noch an einem weiteren Club vorbei. Schnell die 300sum Eintritt bezahlt und rauf auf die Tanzfläche. Bei schlechter Elektromucke wird uns langsam klar, dass wir die einzigen Männer im Club sind. Egal. Es wird getanzt bis wir genug haben und einigermaßen zufrieden den Club wieder verlassen. Es scheint bezeichnend zu sein, ob nun für uns oder für das Nachtleben von Bishkek, das der einzige Club, indem wir zumindest ein bisschen tanzen konnten ein halbes Bordell ist.
Im Hostel wieder angekommen ist die Toilette des gemeinschaftlich mit der Etage genutzten Waschraumes völlig versifft. Ich mache mir keine weiteren Gedanken und benutze einfach die nächste Kabine. Aus der Dusche kommt mir ein völlig betrunkener japanischer Gast entgegen.
Der Zusammenhang zwischen ihm und der Toilette erschließt sich mir sofort, während die Verbindung zu mir und ND erst am nächsten Morgen klar wird.
Wir packen unsere Sachen um rechtzeitig um 11h aus dem Zimmer auszuchecken. Den Rest des Tages wollen wir dösend und Blog schreibend im Innenhof des Hostels verbringen um uns dann abends auf den Weg zum Flughafen zu machen. Diese Planung muss jedoch sogleich wieder über den Haufen geschmissen werden, als die japanisch sprechende Hostelbesitzerin die versiffte Toilette auf unserem Gang entdeckt. Während ND noch versucht auf einer sachlichen Ebene (und auf Japanisch) zu erklären, dass wir damit nichts zu tun haben, ist für sie die Sache klar, wir waren feiern, hatten den Schlüssel und sind angeheitert zurückgekommen, ergo: Wir haben das Klo ruiniert. Wir werden im Beisein des wirklichen Verursachers, der kein Wort zu unserer Verteidigung herausbringt und den wir natürlich auch nicht Anschwärzen des Hauses verwiesen.
Trotzdem lassen wir unserer Gepäck einfach im Hostel stehen. Ausgeschlafen wird sich also auf einer Parkbank. Erst der Noodledude und ich daneben über seinen Schlaf wachend, dann ich... Leider musste ND zwischenzeitlich auf die Toilette und ich werde abrupt von einem Ochsen in Uniform aus dem Schlaf gerissen. Er möchte meinen Pass sehen, eine Strafe kassieren, oder was auch immer. Nach einem äußerst unsanften aus-dem-Schlaf-gerissen-werden bin ich fast bereit dem Uniformierten meinen Pass zu geben. Zum Glück schreitet eine couragierte Frau mittleren Alters ein und verhindert diese Dummheit. Dachte man bis eben noch die Polizei in Bishkek ist unkomplizierter, wurde dieses Bild gerade zerstört. Wobei - Wer sagt, dass der Wecker wirklich ein Polizist war...
Da der Abend dämmert, wollen wir noch etwas essen gehen und machen uns auf den Weg in ein Restaurant mit kirgisischer Küche, was uns empfohlen wurde. Auf dem Weg werden wir dann noch einmal von der Polizei kontrolliert, wobei ND keine Lust mehr hat und sich konsequent weigert unsere Pässe zu zeigen. Er fragt warum und den Polizisten fällt auch nicht wirklich ein warum wir ihnen den Pass zeigen sollen, außer halt weil sie Polizisten sind. Unsere Blicke, gezeichnet von einem Monat Zentralasien, entschlossen zu allem und nicht gewillt unseren Pass zu zeigen, bewegen sie am Ende dazu sich zu trollen.
Unerwartet treffen wird das halbe Hostel in dem Restaurant. Jeder scheint bestens informiert über unseren Rausschmiss und wir werden sogleich als größte Pechvögel unter den Zentralasienreisenden tituliert. Als wir anfangen selbstironisch über andere unangenehme Situationen unserer Reise zu berichten, in denen wir scheiterten wird uns gemeinschaftlicher Respekt gezollt und obwohl das Essen nicht wirklich gut war, gehen wir zufrieden ins Hostel. Dort holen wir wortlos an der Inhaberin vorbeiziehend unsere Sachen und suchen ein Taxi.
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