Mittwoch, 25. August 2010

Lebenszeichen

Hallo an alle!

Wir haben mitbekommen, dass sich seit unserem letzten Eintrag vor einem Monat die Sorgen um uns mehren. Hiermit seien diese widerlegt und deutlich gesagt: wir leben noch! Es geht uns gut und wir hatten eine ereignisreiche Zeit und selten Internetzugang. Jetzt sitzen wir daran, das passierte zu rekapitulieren und verschriftlichen. Wir hoffen, euch bald updaten zu können!

Viele Grüße,
N.D.

Dienstag, 24. August 2010

Schnell nach Bishkek

Bishkek ist auf der Karte ca. 800km von der Grenze entfernt. Bis jetzt hat die Karte bei der Entfernung zuverlässig mindestens zehn, im Gebirge weitaus mehr Prozent weniger angezeigt. Also 900km?, 1000km? Wir wissen es nicht. Eigentlich wollten wir meinen morgigen Geburtstag in Bishkek feiern… Inzwischen aber geht es nur noch darum aus dem Niemandsland zwischen Tadschikistan und Kirgistan herauszukommen. Nachdem wir gut in dem mit brennendem Yak-Dung erhitzten Zimmer neben dem Sohn der Familie geschlafen haben, stehen wir ein bisschen erholter auf.Der Blick aus der Tür zeigt uns eine weiße Bergwelt. Es ist kaum vorstellbar, dass man sich vor kurzem noch über geschmolzene Haribo und völlig verschwitztes Schlafen bei weit über 30Grad Gedanken gemacht hat. Der Schneefall lässt langsam nach und da weder die Familie, bei der wir geschlafen haben, uns weiterhelfen kann, noch irgendein Auto diese Straße zu benutzen scheint, mache ich mich ohne Gepäck, nur mit einer mit Schnee gefüllten Trinkflasche auf den Weg zur Kirgisischen Grenzstation um ein Auto zu finden, dass ND und das Gepäck vom Berg holen kann.Der Noodledude wartet inzwischen auf das nächste Auto, was vorbeikommt und versucht so mit dem Gepäck runter ins Tal zu kommen. Ich laufe schnellen Schrittes über den teilweise überspülten Weg los nach Unten zur kirgisischen Grenzstation. Die Landschaft ist wunderschön und es kommt sogar ein bisschen Freude bei mir auf, als ich darüber nachdenke, wie wir hierher gekommen sind. Ich freue mich den Pamir zu Fuß herabzusteigen und lache ein bisschen in mich hinein, als mir klar wird, wie wir vor zwei Monaten ohne Plan in Berlin gestartet sind, wie viele Dinge passiert sind, mit denen wir niemals gerechnet haben.
Nach ca. einer Stunde des Laufens höre ich einen Truck hinter mir. Ich drehe mich um und warte in freudiger Erwartung darauf, dass ND herausspringt und ich zur Grenzstation mitfahren kann. Die Truckfahrer schauen mich entgeistert an und fahren einfach weiter. Ich werde etwas sauer auf N.D. Was macht er da oben? Origami-Figuren bauen? Schneeballschlacht? Er sollte das nächste Auto anhalten. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, warum er nicht in diesem Truck saß.
Nach geschätzten zwei Stunden mündet mein Tal in ein gewaltiges anderes Tal und der erste Schnee in meiner Flasche wird zu Wasser. Die Straße ist inzwischen einigermaßen in Stand gesetzt und mir laufen zwei Backpacker entgegen. Die ersten Menschen, außer dem Truckfahrer und der Kirgisischen Familie, die mir begegnen. Wie sich rausstellt, zwei Franzosen, die gerade aus China kommen und mich vor den Taxifahrern in Sary-Tash warnen. Sie tragen jeder um die 15 Kilo und wollen im Niemandsland campieren, da ihr Visum für Tadschikistan erst am 25. beginnt. Ich wünsche ihnen einen schönen Grenzübertritt, warne sie vor der einen oder anderen Sache in Tadschikistan und lasse Grüße an ND ausrichten. Weiter geht es in Richtung Grenze und schon wieder überholt mich ein Truck ohne ND. Ich glaube inzwischen nicht mehr daran, dass ND irgendjemanden angehalten hat. In dem Moment, als ich die Grenzstation schon sehen kann und schätzungsweise nur noch wenige Kilometer von ihr entfernt bin, kommt die Erlösung. Ein Truck mit ND und dem gesamten Gepäck. Ich quetsche mich mit in das Fahrerhaus und bekomme sogleich von abenteuerlichen Verhandlungen über den Preis für die paar Kilometer zur Grenze berichtet. Der erste Truck wollte tatsächlich all unser Geld haben. Es gab ziemlich unverschämte Forderungen und erst der dritte hat sich auf einen einigermaßen angemessenen Preis eingelassen. Dabei hatten wir uns so auf Kirgistan gefreut. Aber wieder wird klar, man ist nur ein dummer Tourist, der besonders wenn er Hilfe einfach auszunehmen ist. Wir überlegen, ob wir uns irgendwie von den anderen Touristen distanzieren können, damit das nicht so weitergeht. „Wir arbeiten bei der GTZ und wollen nur mal auschecken ob es sich lohnt hier ein Projekt zu starten.“
Es geht es relativ unkompliziert durch die kirgisische Grenzstation. Ein Soldat lädt seine Kalschnikow direkt hinter mir durch, was mich kurz zusammenzucken lässt. Ansonsten keine weiteren Vorkommnisse. Der Truckfahrer bietet und an uns am nächsten Tag für unser letztes tadschikisches Geld nach Osh zu fahren. Wir haben aber genug und wollen eine warme Dusche. Also werden wir an dem Dorfplatz von Sary-Tash abgeladen und auf die Warnung der Franzosen hörend, verhandele ich sofort mit einer tadschikischen Familie, die eh nach Osh fährt. Man ist bereit uns für unser letztes tadschikisches Geld und 10$ nach Osh mitzunehmen. Das Auto ist ein Golf III. Die Familie besteht aus Vater, Mutter und den zwei Kindern. Mein Rucksack nimmt den Mittelsitz der Rückbank voll ein. Also sind wir zu sechst auf vier Plätzen. Nebenbei muss immer mal wieder ne blöde Grimasse für die Kinder gezogen werden damit sie aufhören zu quengeln.
Gegen Abend nach mehreren Pässen und diversen Problemen mit dem Auto kommen wir in Osh an. Schon vor der Stadt ist jedes zweite Haus ausgebrannt. Es gibt eine Militärkontrolle vor der Stadt und natürlich werden wir gleich angehalten. Wir kommen aus Deutschland. In Deutschland ist doch alles so sauber, warum sehen wir dann so verdreckt aus? Das kostet Straff! Wir haben keine Lust mehr auf Diskussionen und setzen uns gleich wieder ins Auto. Dafür muss dann der Fahrer büßen. Strafe, weil er einen Riss in der Windschutzscheibe hat…
Wir fahren weiter in das Zentrum von Osh und fühlen sogleich die bedrückte Stimmung, die über der Stadt liegt. Das usbekische Krankenhaus liegt in Schutt und Asche. Überall wehen Kirgisische Flaggen. Eigentlich haben wir uns die ganze Zeit vor allem nach den Strapazen in Tadschikistan auf Osh und eine warme Dusche gefreut, aber hier, wo es Leute gibt, die soooo mutig sind ein Krankenhaus anzuzünden, hält uns niemand. Also dorthin, wo die Taxen nach Bishkek abfahren. Wir werden wir sofort von mehreren Fahrern belagert. Die Kundschaft scheint rar. Da eine Verhandlung mit mindestens 10 Personen völlig ins Leere führt, hält ND 70$ hoch und fragt wer uns für diesen Preis nach Bishkek bringt. Der Preis scheint hoch zu sein, denn sofort werden wir in ein Taxi gesetzt. Als wir unserer gesamtes Gepäck eingeladen haben und im Auto sitzen, heißt es auf einmal 70$ pro Person. Wir sind nicht zu Späßen aufgelegt, was der Fahrer sofort merkt und uns alternativ den Preis von 80$ anbietet, wenn eine andere Person mitfährt. Aus der einen Person werden zwei und auf einmal sitzen wir zu fünft in den verschlissenen Polstern eines alten Mercedes. Überhaupt scheint es in Kirgistan nur deutsche Autos zu geben. Mercedes, VW und Audi sind die vorherrschenden Marken. Vermutlich ist Kirgistan das Land mit den meisten Prozent an deutschen Autos in der Welt (vor Deutschland!). Bevor wir losfahren, wird mir noch die schwangere Ehefrau des Fahrers vorgestellt.
ND hat ein paar Bier zum Anstoßen auf meinen Geburtstag besorgt, was dem dicken bereits angetrunkenen Soldaten natürlich sofort auffällt… So geht es dann durch die Nacht mit zwei nach Alkohol stinkenden Soldaten. Zum Glück schläft der eine, der zusammen mit uns auf der Rücksitzbank sitzt, bald ein und wir müssen nur noch das Gequatsche des Anderen ertragen, der überhaupt nicht verstehen kann, warum wir die Familienmitglieder von Angela Merkel nicht kennen. Man ist versucht zu sagen: „Das ist Demokratie, wenn man die Familie des Präsidenten nicht kennen muss.“ Um Zwölf flüstert mir ND die herzlichsten Glückwünsche ins Ohr, damit der dicke Soldat nicht aufwacht. An Schlafen ist nicht wirklich zu denken und so sind wir dann morgens in Bishkek. Besser gesagt kurz vor Bishkek. Der Fahrer hält am Bazar, der nicht wirklich im Zentrum ist und macht klar, dass er nicht gewillt ist uns weiter zu fahren. ND hilft ihm dabei einen kaputten Reifen zu wechseln. Als der Fahrer dann sagt, was er für die Tour bis zum Zentrum haben möchte, stellt ND ihm die Hilfe für den Reifenwechsel mit der gleichen Summe in Rechnung. Es wird diskutiert, bis der Fahrer einwilligt. Wahrscheinlich auch weil seine zweite Frau/Freundin (neben der schwangeren in Osh) inzwischen eingetroffen ist und eine noch längere Diskussion sehr unangenehm verlaufen währe. Wir erreichen das Sakura Guesthouse. Sehr zu meiner Freude gibt es keine Betten mehr im Mehrbettzimmer und wir landen im Doppelzimmer. Kurz noch ein „Lebenszeichen“ auf den Blog. Und dann meine größten Geburtstagsgeschenke: warm duschen und schlafen…

Montag, 23. August 2010

Wer hat gesagt, dass es einfach sein würde?

Nachdem wir noch eine Nacht im VW Bus geschlafen haben, stehen wir nun etwas verkatert auf und fangen sogleich an das Auto mit einem großen Geländewagen zum Käufer zu schleppen. Auf die standardmäßige Forderung des Abschleppenden nach Benzingeld geben wir ihm einfach einen 5liter Kanister Diesel. Sollen er und der Käufer das unter sich ausmachen. Nachdem der Bus in einen Hinterhof neben andere Schrottautos geschleppt wurde, werden uns 1300$ zugesteckt. Ob wir den Rest in tadschikischen Somoni haben wollen? Wir wollen nicht! Also wird noch schnell auf dem Schwarzmarkt gewechselt. Beeindruckend, wie an einem Platz, an dem jeder für 500m Abschleppen Benzingeld haben möchte, jemand einfach so mal 2000$ in bar zur Hand hat. Die Prüfung der Echtheit der Scheine verläuft eher oberflächig. Zumal wir ja nicht wirklich oft mit Dollars zu tun haben. Wasserzeichen? Ja vorhanden. Seriennummer? Dabei. Scheine sind benutzt. Gut. Beruhigend ist die Abgelegenheit von Murgab. Unser Käufer hat zumindest nicht genug Zeit gehabt Fälschungen aus einer größeren Stadt zu besorgen.
Der Notar braucht angeblich noch eine Stunde, bis wir den Vertrag machen können. Denn auf einen Vertrag wird bestanden. Also warten wir im Haus des Käufers und warten und warten…Insgesamt sicherlich drei Stunden, bis er wiederkommt und sagt, dass es am heutigen Sonntag nicht geht. Wer hätte das gedacht. Also verbringen wir den Tag mehr oder weniger im Hof des Käufers, schlafend, herumgammelnd und unsere Sachen packend. Immer mit der Angst im Nacken, dass der Käufer doch noch einen der von uns so sorgfältig versteckten Mängel am Bus aufdeckt und den Preis wieder runterhandeln möchte. Und wie ich da so sitze und mich umschaue, springt mir sogleich eine achtlos in der Ecke liegen gelassene Handgranate ins Auge. Auf meine Frage, ob das eine Granate sei, antwortet der Bruder des Käufers mit einem Achselzucken. Ja, das sei wohl eine Granate. Waffen scheinen, auch wenn man sie nicht überall zu Gesicht bekommt, im Zuge des vergangenen Bürgerkrieges immer noch allgegenwärtig und nichts besonderes zu sein.Am nächsten Morgen kommen wir endlich zum Notar. Dort wird ein Kaufvertrag auf Russisch ausformuliert und wir schreiben das Gleiche noch einmal auf Deutsch auf um uns abzusichern. Nachdem x-mal irgendwelche Papiere kopiert werden mussten, kommt ein Stempel drauf und alles scheint perfekt. Bis der Käufer auch noch die Kennzeichen und den Fahrzeugschein haben möchte. Ohne kann ich das Auto aber so einfach in Deutschland nicht abmelden. Also lange Diskussionen…
Bis ich sage, dass ich das Auto dann halt in Deutschland gestohlen melden muss. Das möchte man dann doch nicht. Der Käufer gibt sich mit dem internationalen Fahrzeugschein zufrieden, den ich eh nicht mehr brauche. Seine größte Forderung war ein Dokument mit eingetragener Motornummer. Da in Deutschland so was aber nicht in den Fahrzeugpapieren steht, kann ich ihm nicht wirklich helfen.
Nach allem hin und her möchte der Käufer, bevor er uns über die Grenze schleust, noch essen. Wir laufen inzwischen auf dem Zahnfleisch, wollen einfach nur weg. Bevor sich ein neues Problem auftut.
Also noch gegessen. Im Nachhinein hat uns diese Mahlzeit sehr geholfen…
Ab diesem Moment geht es ohne unseren zuverlässigen, genügsamen, fahrbaren Unterschlupf weiter. In einem China-Taxi fahren wir die letzten Kilometer zur kirgisischen Grenze. Hin- und hergerissen zwischen der Freude endlich aus Murghab wegzukommen und der Trauer unseren Begleiter über so viele Kilometer so kurz vor dem Ziel zurückzulassen, durchqueren wir bei Pamir-Popmusik mehrere Bäche, fahren zehn Meter von dem Chinesischem Grenzzaun entfernt entlang und erreichen die Grenze am späten Nachmittag.
Begrüßt werden wir durch den Knall von Gewehrschüssen. Anscheinend haben die Soldaten gerade Langeweile und schießen mal ein bisschen nach Kirgistan oder China rüber. Die Grenze befindet sich kurz vor einem 4300m hohen Pass mitten in den Bergen. Es weht ein kalter Wind von Norden und die Soldaten halten sich in einer Art Arktiscontainer auf, wo man dann zum Abstempeln des Passes hinein gebeten wird. Dort sitzen wir wie in einem U-Boot. Während manche Soldaten in ihren Doppelstockbetten liegen und dösen, sitzt der ranghöchste auf einem Stuhl dazwischen und bittet uns auf einem der Betten Platz zu nehmen. Der Noodledude ermahnt mich immer wieder bloß keinen Smalltalk einzugehen. Zusammen geraucht wird dann trotzdem. Anscheinend hat unserer Autokäufer mit den Grenzbeamten einen Deal. Wir werden weder nach irgendwelchen Zollpapieren gefragt, noch werden unsere Rücksäcke durchsucht. Ein bisschen ungläubig schaut man uns schon an, als klar wird, dass wir jeder mehr als 40 Kilo Gepäck haben und der ND sich auf eine bereits an unzähligen Stellen mit Ducktape zusammengehaltene Tragetasche vom Basar in Istanbul verlässt. Zwischen der tadschikischen Grenzstation und der kirgisischen liegen zwanzig Kilometer, ein Pass von 4.700m und, wie mir jemand mitteilte, einige Landminen. Wir verlassen also zusammen mit dem Käufer die Grenzstation, geben ihm unsere bis dahin mitgeführte Sicherheit; die Schlüssel vom Auto und den internationalen Fahrzeugschein. Schon fängt es an zu schneien. Bei eiskaltem Gegenwind und schlechter Sicht geht es die letzten Meter auf den Pass hoch. Meine ca. 45 Kilo Gepäck, verteilt auf drei Rücksäcke lassen mich jedes Gelenk meines Körpers einzeln spüren. Während der Noodledude sich ziemlich an der Basartasche, einem Rucksack und einem Ökostoffbeutel abschleppt, komme ich zumindest langsam aber stetig voran. Da ND langsam erste Anzeichen von Höhenkrankheit zeigt (oder ich selber Höhenkrank bin und deshalb so denke), laufe ich immer 200 Meter vor, um dann zurückzukommen und ihm beim Tragen zu helfen. Man kommt sich ein bisschen vor, als wäre man zu einer Erklimmung einem der höheren Alpengipfel mit Alditüten ausgestattet, aufgebrochen. Nach ca. einer Stunde haben wir den Pass überwunden und eine halbe Stunde später erblicken wir ein Haus im Niemandsland. 2,5 Stunden nachdem wir die Grenze passiert haben, sitzen wir bei einer Kirgisischen Familie am Ofen und bekommen Yakbutter und andere Leckereien serviert.Erst als langsam wieder Wärme in den Körper eindringt, und der Hunger gestillt ist, kommt ein Gefühl von Wärme, Zufriedenheit und Verwunderung auf. Wir haben es geschafft, wir sind aus Tadschikistan heraus und landen mitten im verschneiten Pamir. Das hat etwas von Weihnachten im August. So zufrieden holt ND gleich sein Origami-Papier heraus und bringt dem Sohn des Hauses bei Kraniche zu falten.

Sonntag, 22. August 2010

So fährt er dahin...

Das letzte Video von meinem treuen Weggefährten über viele Jahre, 80.000km, Höhen und Tiefen, Pässe, Wüsten, Schnee und wahnsinnige Hitze und mindestens 20 Länder, nie hat er mich ohne Vorwarnung im Stich gelassen:
Das letzte Foto:

Abschied von meinem Bus

Über viele Tausend Kilometer trotz Wasserverlust zuverlässiger Begleiter!

Ungarn
Budapest
Sofia
Detail
Bosporus
Navigation
Über Tatvan
Vansee

Iran
Wüste Lut

ab in die Wüste
Oase
Sackgasse
Kaspisches Meer



Ashgabat
Anfang Pamirhighway
Pamirhighway

Abgeschleppt!
Huckepack

Freitag, 20. August 2010

Total abgefuckt in Murgab

Neuer Tag, neues Glück! Wir versuchen noch einmal unser Glück an der Straße abgeschleppt zu werden. Lange geht gar nichts. Die Mongol-Ralley-Kids halten nicht einmal an, als wir versuchen sie zu stoppen. Ihr Glück, dass ich sie nie wieder treffen werde. Selbst Franzosen vom Roten Kreuz und dem besten Geländewagen seit Duschanbe, haben Angst ihr Auto könnte kaputt gehen und lassen uns einfach stehen. Das gibt es einfach nicht. Aber das ist mal wieder typisch für die NGO Fuzzis: „Ich möchte was zum Guten verändern in der Welt.“- Aber nicht in der Lage zwei liegen gebliebenen Studenten zu helfen.
Endlich kommt die Erlösung: Vier Polen (die ersten Polen, die wir auf unserer Reise treffen) halten mit ihrem Landrover an und geben uns erst einmal was zu essen (Polnische Pastete!) um uns dann mit all ihren Kräften abzuschleppen. Das Abschleppseil reißt dreimal, das Stahlseil, was eigentlich bis 4 Tonnen halten soll, gleich beim ersten Versuch. An den Pässen müssen alle, bis auf die Fahrer aussteigen, weil wir sonst nicht hinüber kommen. Wir fahren auf der schmalen Straße zusätzlich Serpentinen. Kurzum, 40km echte Knochenarbeit bis Alichur, dem nächst größeren Dorf. Auf dem Weg dorthin treffen wir zufällig dann auch noch eine Expeditionsgruppe von Polen, die stolz verkünden, sie hätten als erste Polen China ganz mit dem Auto durchquert.Darauf wird natürlich einer gehoben!Hier sei noch einmal ganz herzlich den ersten Menschen, die sich auch im Pamir wie welche verhalten haben gedankt und verkündet, dass ihr jederzeit eine Übernachtungsmöglichkeit in Berlin habt!
In Alichur verabschieden wir uns herzlich von den Polen, treffen wieder den Neuseeländer und finden eine Studentin, die für uns übersetzen kann. Wir bieten dem der die Zylinderkopfdichtung repariert 60$. Alle sind dabei und versprechen, dass es überhaupt kein Problem ist das entsprechende Werkzeug herzustellen. –Ist es doch. Also das Dorf gegeneinander ausgespielt und den Preis für einen Trucktransport von 240$ für 100km nach Murgab auf 160$ gedrückt. Gesagt, dass sonst einer von uns mit dem Taxi fährt und dann einen preiswerteren Truck aus Murgab holt… Allerdings hat unserer Truck kein Nummernschild und muss uns deshalb 1km vor Murgab absetzen. Wir sind einverstanden. Nebenbei werden wir von der hübschen Studentin zu ihr nach Hause eingeladen, mit der Bemerkung ihre Eltern sind nicht da… Also dort noch ein Tee getrunken und unsere Reiseapotheke an das Dorf verschenkt.Am nächsten Tag wird der Bus verladen, wobei sofort die Holzbodenbretter vom Truck brechen… Die nächste Unwägbarkeit ist die Länge der Ladefläche. Die Hinterreifen des Busses stehen nur zu einem Drittel auf ebendieser. Alles angeblich kein Problem.Während ND nur noch mit dem Kopf schüttelt und dagegen ist, das Auto so über zahlreiche Schlaglöcher, und Steigungen zu transportieren, treffe ich mit Magenscherzen die Entscheidung. Aus allen Reifen wird die Luft herausgelassen, damit der Bus nicht von der Ladefläche springt. Mit alten Telefonleitungen wird er dann abgespannt… Wir bestehen darauf, dass wir bis ins „Zentrum“ von Murgab gefahren werden, da wir ohne Luft in den Reifen ja auch nicht den letzten Kilometer abgeschleppt werden können. Also muss noch der Dorfpolizist mitkommen, damit die Polizei am Checkpoint uns durchlässt. Ich beschließe im Bus mitzufahren und die Vorderradbremse zu betätigen, weil das so ziemlich das Einzige zuverlässige an dieser Konstruktion ist. Ein alter Mann möchte auch noch mit und so sitzt er dann auf dem Beifahrersitz.Mit guter Aussicht geht es dann mehrere Stunden an erstaunten Nomadengesichtern vorbei bis nach Murgab.
In Murgab werden wir, wieder einmal vom erstaunten Neuseeländer Fahrradfahrer begrüßt. – Schon wieder der Höhepunkt unseres Tages. Außerdem trafen wir einen bärtigen Mopedfahrer mit einem Kennzeichen aus Rothenburg/Wümme. Allerdings wurde das Moped erst in Bishkek angemeldet und wird vermutlich auch dort wieder abgemeldet
Hätten wir doch bloß so ein Moped genommen...
Murgab stellt sich als ziemliches Kuhdorf (wenn’s denn überhaupt Kühe gäbe) heraus. Ich habe inzwischen vom dauerhaften Bremsetreten Krämpfe. ND hat Kopfschmerzen und Fieber. Nachdem ich von Malaria an der Tadschikisch-Afghanischen Grenze erzählt habe und uns ein paar Einheimische dort vor den Mücken gewarnt haben, glaubt er, er hätte Malaria. Vermutlich machen ihm die Höhe und eine Erkältung zu schaffen. So lädiert müssen wir uns zusammenreißen um in den nächsten Tagen konzentriert zu verhandeln, so tun, als ob es uns wunderbar ginge und wir notfalls einfach einen Transporthubschrauber rufen, der uns mitsamt Auto bis nach Osh bringt... So lernen wir die wichtigste Regel des Pamir, vielleicht ganz Tadschikistans: Egal wie schlecht es einem geht – niemals preisgeben, dass es so ist. Einfach so tun, als hätte man eine ganze Menge Optionen, ein Satellitentelefon in der Tasche, genug zu Essen, Geld und gute Laune. Niemals sagen, dass man in einer beschissenen Notlage ist. Alles wird sofort doppelt so teuer, weil man es ja wirklich braucht.
Wir werden, nachdem ich ein paar kirgisische Mechaniker erfolglos nach dem entsprechenden Werkzeug gefragt habe, zum angeblich „besten Mechaniker Murgabs, ja wenn nicht des Pamirs“ weitergereicht. Wieder sage ich, dass er nur Geld bekommt, wenn er es schafft die Zylinderkopfdichtung auszutauschen. Man ist sich einig. Das Auto wird 500 Meter zur Werkstatt geschleppt.Wobei der Fahrer natürlich Benzingeld für diese Strecke haben möchte. Wir haben inzwischen keine 100$ mehr in der Tasche um bis nach Kirgistan zu kommen. ND geht Geld tauschen, wobei er die 50€, die ich noch als allerletzte Reserve dabei habe, nur zu einem absolut schlechten Kurs loswird. Kreditkarten kann man im Umkreis von mindestens 300km völlig vergessen. Als wir nach einer Möglichkeit fragen, Geld abzuheben werden wir nur ausgelacht.
So stehen wir bei der Werkstatt des Mechanikers unseres „Vertrauens“. Nach zwei Stunden Rumprobieren mit den Schrauben, setzen ND und ich uns daneben und fragen uns langsam, was zu tun ist. 1. Möglichkeit: Einer von uns fährt nach Khorog, Werkzeug besorgen. –Problem, wenn es in Khorog kein Werkzeug gibt, muss man weiter bis Duschanbe. 2. Möglichkeit Einer fährt nach Osh und holt da Werkzeug, was nicht unwahrscheinlich ist, ganz Kirgistan fährt Audi oder VW. Problem: Wir haben zwar ein Visum für zweifache Einreise in Tadschikistan, aber kein solches für Kirgistan. Wir entscheiden uns für die 3. Möglichkeit, auch aus Zeit- und Geldgründen (eigentlich haben wir nicht mehr das Geld um ohne Auto weiterzukommen, nur noch genug Diesel): Auto verkaufen. Uns ist klar, dass wir nicht denselben Preis wie in Bishkek erzielen würden -es wäre wahrscheinlich der einzige VW-Bus in Tadschikistan- und dass es nicht wirklich einfach sein wird das Auto zu verzollen, aber die ersten Interessenten haben sich schon gemeldet, ein paar Taxifahrer. Langsam mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut (erstmal den Gegenüber runtermachen) lache ich sie für ihr China-Taxi aus. So wecke ich noch mehr ihr Interesse. Während die Mechaniker noch versuchen die Schrauben zu lösen, befinde ich mich schon in Preisverhandlungen. 1000$ werden mir geboten. Wir merken, dass es so nicht weitergeht, außerdem haben die Mechaniker noch nicht aufgegeben. Also schicken wir die Taxifahrer nach Hause und essen erst einmal mit den Mechanikern zusammen, wir werden eingeladen (auf die Pamir-Art: am Ende wird einem die Rechnung für das Essen präsentiert), zu salzigem Milch-Tee und Brot. ND geht noch zum Neuseeländer, Richard, der ihm, als er von unserem Geldproblem hört, direkt 200$ leiht, einfach so, noch nicht einmal unsere vollen Namen möchte er wissen.
Am nächsten Tag vertrösten wir alle potentiellen Käufer auf den Abend, suchen halbherzig in Murgab nach einem passenden Torxschlüssel (ein Audifahrer hat tatsächlich den Gleichen, nur halt etwas kleiner). Letztendlich räumen wir aber unsere Sachen zusammen, machen das Auto sauber und sortieren was verschenkt werden kann. Nebenbei entdecke ich bei dem Mechaniker einen Inbussatz, der doch tatsächlich das Preisschild von Autotip in Berlin trägt. Unfassbar, wir sind nicht die ersten Berliner, die hier verrecken.
Eigentlich wollten wir ja unsere Sachen, die wir nicht mehr brauchen, verschenken, aber als die ersten nach den Preisen für den Ramsch, der vor dem Wagen liegt, fragen, tut sich uns eine Möglichkeit auf mit Genugtuung den Pamir zu verlassen, wir verscherbeln den ganzen Kram an halb Murgab, bekommen für die unsinnigsten Dinge (Taucherbrille im Pamir…) Geld. Der Noodledude geht voll als Bazarhändler auf, während ich mich köstlich amüsiere. Die am Anfang so uninteressierten Käufer für den Bus werden nun auf einmal ziemlich aufgeregt. Die ganzen Fragen von vorbeikommenden Leuten nach den Preisen für die Werkzeuge, für die unsere Interessenten angeblich gar keine Verwendung haben, verunsichern sie. Irgendwo hat man doch Angst, dass der Wagen einem vor der Nase weggeschnappt wird… Man ist inzwischen bei 1500$. Ich erkläre, dass ich morgen nach Osh fahre und Ersatzteile hole, weil so billig könnte ich den Wagen ja nun wirklich nicht verkaufen… (In Wirklichkeit bleibt uns nichts anderes übrig als zu verkaufen. Die Mechaniker haben inzwischen aufgegeben und, wie sich später rausstellt auch im 300km entfernten Khorog gibt es nicht den entsprechenden Torx-Schlüssel.) Ich bin mir darüber im Klaren, schaffe es aber den Käufer auf einer emotionalen Ebene bis auf 2000$, plus freies Geleit über die Grenze, hoch zu treiben. Ich schlage sofort ein. Danach wird immer wieder versucht den Preis wieder nach unten zu drücken. Und immer wieder sage ich, dass ich nicht weiß wie das im Pamir ist, aber in Deutschland zählt der Handschlag eines Mannes. Die dadurch entstehende Verlegenheit sorgt weiterhin für einen stabilen Preis, obwohl das Geld noch lange nicht gezahlt ist... 
In der Nacht muss natürlich noch beim Käufer zu Hause auf den Deal angestoßen werden und wir bekommen das beste Essen seit Samarkand. Dass sich die Bude des Käufers im abgefucktesten Viertel von Murgab befindet und der Wodka die ganze Zeit nachgeschüttet wird, macht uns etwas stutzig. Aber unsere Sorgen scheinen unbegründet, der Kauf wird besiegelt und danach geht es noch (es ist Samstagabend) in ein Konzert, und das in Murgab! Wer dort gewesen ist, weiß was ich meine.

Dienstag, 17. August 2010

Wrecktrek

Tja, nicht nur dem Titel unseres Blogs, nein, wer hätte das gedacht (ein paar werden jetzt sicherlich sagen: „ich“) auch unserer Web-Adresse: „wrecktrek…“ werden wir gerecht. Das und die Auflösung, warum wir nur mit fremder Hilfe über die Grenze nach Kirgistan gekommen sind in den nächsten Zeilen:
Nachdem der letzte Versuch der Spurstangenreparatur fehlgeschlagen ist, kommt der Mechaniker nun mit der Symbiose aus Lada und Volkswagen Ersatzteil zurück und der neue Spurstangenkopf macht insgesamt den Eindruck, als ob wir es mit ihm bis Bishkek schaffen könnten. Als der Mechaniker uns noch zum Frühstück einlädt, kann ich nicht anders als zuzustimmen, immerhin kam der Noodledude gestern nicht in den Genuss des paradiesischen Dorfes und der noch paradiesischeren Tochter des Mechanikers. Das möchte ich ihm nicht vorenthalten. Aber leider lange Gesichter bei uns; das Dorf ist immer noch paradiesisch, aber der Vater hat inzwischen seine Tochter gut versteckt. Also machen wir uns auf den Weg noch tiefer in das Pamir-Gebirge. Dabei ergeben sich immer wieder, besonders für mich, spannende Ausblicke auf einige Schwemmfächer in Afghanistan. Was noch viel interessanter ist, ist das auf diesen Schwemmfächern Dörfer stehen. Irgendwie scheinen die es zu schaffen bei Starkregenereignissen das Wasser kontrolliert abfließen zu lassen… -Wie gesagt, besonders für mich Geographen sind diese Ausblicke besonders spannend, während ND sich eher für die Menschen auf der anderen Seite interessiert. Natürlich tragen alle Frauen Burka und viel mehr kann man eigentlich nicht erkennen. Dafür wird der Pyandzh-River (der Grenzfluss) immer wilder und die Tadschikischen Dörfer immer gepflegter. Wir nähern uns Khorog. Dort angekommen treffen wir wieder ein paar Mongol-Rally-Kids und kaufen einen Laib Brot, Zigaretten und einen ekelhaften Frischkäse ein. So ausgerüstet starten wir nun direkt in Richtung Murgab auf der in unserer Karte dickrot eingezeichneten Straße. Wir haben uns gegen den dünnen gelben Weg über Iskhasim weiter an der Afghanischen Grenze entlang entschieden. Und das obwohl mein Namensvetter Marco Polo vermutlich genau durch dieses Wakhan Tal auf seinem langen Weg nach China gekommen ist. Ein paar Brücken sollen seit der letzten Flut nicht mehr existieren und wir haben nicht mehr viel Zeit, wenn wir das Auto in Ruhe in Bishkek verkaufen wollen. Ungefähr einen Kilometer kommen wir aus Khorog raus, dann Polizeikontrolle. Nach 10 Minuten wird klar, dass angeblich die Erlaubnis auf unserem Pamir-Permit im Pass für diese Straße fehlt, wir also nur die halb zerstörte und mindestens einen Tag längere Straße im Süden fahren dürfen. Der Noodledude versucht es auf die Mitleidstour. -Unser Auto schafft die Südroute nicht, wir haben bei der Tadschikischen Botschaft in Berlin genau diese Strecke beantragt…- Schon ist der Schmier-Preis für die Durchfahrt bei 50 Somoni p.P. ~ 10$. Als ob irgendein Tadschike uns gegenüber jemals so etwas wie Empathie gezeigt hätte. Also auf die andere Tour. Ein Glück haben wir uns die Nummer von dem Typ im Außenministerium aufgeschrieben. Wir fragen, ob der Polizist dort anrufen könnte und das mit ihm klären kann. Natürlich nicht, dann wäre seine Einnahmequelle ja futsch. Außerdem würde auffliegen, dass er sich bestechen lassen würde. Also hole ich zu seiner Überraschung mein gesperrtes Handy ohne Netz aus der Tasche, fuchtele wie wild damit rum und gehe raus um angeblich im Außenministerium in Duschanbe anzurufen. Sofort sinkt der Preis auf 10 Somoni p.P. ~ 2$. Halb verärgert, halb belustigt verlassen wir das Feld in Richtung verbotener Straße. Es geht schnell voran und vor Einbruch der Dunkelheit sind wir kurz vor dem ersten Pass, mit 4300m ziemlich hoch. Vorher überholen wir noch einen Fahrradfahrer. 2km vor dem Pass blinkt die Kühleranzeige des Busses. Routinemäßig, da wir seit Berlin Wasser verlieren, springe ich mit einer Wasserflasche aus dem Auto und mache die Motorhaube auf. Es stinkt nach Kühlwasser und es dampft. Vermutlich hatte ND nicht auf die Kühlwassertemperatur geachtet. Dämlicherweise versuche ich, wie sonst auch, den Überdruck aus dem System entweichen zu lassen. Kühlerdeckel vorsichtig aufgeschraubt und schon fliegt er explosionsartig gemeinsam mit meiner Hand in die Höhe, wo beide, der Kühlerdeckel und davor noch meine Hand mit voller Wucht von unten gegen die Motorhaube klatschen. Ich springe zurück und das gesamte Kühlwasser bahnt sich seinen Weg nach draußen. Eine grüne Fontäne spritzt mindestens 10 Sekunden lang aus dem Motorraum nach oben. Danach Ruhe. Meine Hand pulsiert und blutet, mein Arm und mein rechtes Gesicht sind verbrüht. Sowas von bescheuert und selbst schuld...Gegen die Schmerzen und zum Kühlen wickle ich den Arm in ein wassergetränktes Handtuch ein, wir warten eine Weile, reden mit dem Fahrradfahrer, den wir vorher überholt hatten – Richard aus Neuseeland -, lassen den Wagen abkühlen und kippen wieder Wasser ins Kühlsystem. Der Bus springt an und wir schaffen 1,5 Kilometer bis kurz vor den Pass. Dann hat der Bus wieder 5 Liter Wasser verloren.Uns wird klar, dass unser Problem vermutlich keine Lappalie ist, aber zumindest den Pass wollen wir noch schaffen, um uns an der anderen Seite bis ins nächste Dorf rollen zu lassen. Pustekuchen –Auf der anderen Seite des Passes ist eine Hochebene… So schaffen wir mit 10 Liter Wasser 5 Kilometer und bleiben schließlich völlig erschöpft im Nichts liegen. Während ND bei gefühlten – 5 Grad noch versucht aus einem Bach Trinkwasser zu besorgen, nehme ich gleich Schmerzmittel um trotz der Verbrennungen schnell einzuschlafen.
Nächster Tag:
Wir versuchen Leute anzuhalten, die uns bis ins nächste Dorf schleppen. Entweder wollen sie astronomische Summen 150$ (nach langem Verhandeln) für 40km… Oder ihre Autos bleiben gleich direkt neben uns liegen (so passiert zweimal).Da nur geschätzte 10-12 Autos und ein paar Chinesische LKW’s am Tag vorbeikommen (in beiden Richtungen zusammen), liegen unsere Chancen abgeschleppt zu werden nicht wirklich gut. Einziger Lichtblick ist Richard, der mal wieder mit seinem Fahrrad vorbeigeradelt kommt.Zum Schluss schaffen wir es aber zum nächsten auf der Karte eingezeichneten "Dorf" geschleppt zu werden. Was allerdings auf der Karte noch als Dorf markiert ist, stellt sich aus der Nähe als herbe Enttäuschung heraus: Eine Kirgisische Familie lebt dort mutterseelenallein in Armut und schlägt sich mit der unerbittlichen Kälte herum.Zumindest sind sie die ersten, die uns einigermaßen freundlich begegnen und nicht sofort versuchen uns abzuziehen sondern sogar zum Tee einladen. Der Opa war mal LKW-Fahrer und möchte sich den Motor mal ansehen. Der Zylinderkopfdeckel ist schnell entfernt, genauso wie viele Schläuche, aber schon tut sich das erste Hindernis auf. Es fehlt am richtigen Werkzeug für die Zylinderkopfschrauben. Ich muss ein bisschen verärgert feststellen, dass ich auch soweit gekommen wäre und alles jetzt wieder von mir mit einer Schraube weniger (verloren) zusammengebaut werden muss.
Immerhin die Erkenntnis, dass es ohne einen Mechaniker oder Schmied, der einen Torx-Schlüssel hat oder herstellen kann, nicht weitergeht. Mit dieser Erkenntnis geht’s dann auch in den warmen Schlafsack. (Das einzige, was auf dem Plateau warm ist.)