Samstag, 26. Juni 2010

Grenzen - Man muss Prioritäten setzen

25./26.und 26./27. Juni 2010

Von allen Grenzübertitten bisher waren die innerhalb der EU denkbar unspektakulär. Man "zollte" uns wenig Beachtung. Auch die Einreise nach Serbien war kein Krimi. Locker den Pass durchblättert, eine Seite gefunden – ruhig direkt neben eines der vielen eingeklebten Visa – und locker-flockig aus dem Handgelenk einen Stempel reingepfeffert, der dann kaum lesbar war. Aber wozu auch?

Deutlich mehr Elan bei der Arbeit bewies der Zöllner an der Grenze rein nach Bulgarien. Zuvor hatte er gerade gnadenlos eine türkische Familie aus Hannover aufgefordert auszusteigen und den Kofferraum zu öffnen. Dabei ist doch jedem klar, dass die nicht zum Großeinkauf nach Serbien gefahren sind, um nun all ihre billig ersteigerten Waren auf dem europäischen Schwarzmarkt zu verhökern. Nein, es ging ihm ums Prinzip. Na, und nun ratet mal, was man zwei junge Männer in einem VW-Bus unterwegs – der Fahrer hatte obendrein lange Haare – unbedingt fragen muss... er beugte sich fast durchs Fenster in unser Auto rein, deutete auf die Zigarettenschachtel auf der Ablage und wir dachten schon an Schmiergeld... nach einer flüchtigen Inspektion der Schachtel lehnte er sich breit grinsend noch näher an mich ran und fragte: „What are you smoking...?“ um gleich darauf zu suggerieren: „...no marijuhana?“ insgeheim laut lachend versicherten wir ihm, dass dem selbstverständlich nicht so sei und freuten uns, sein Interesse damit befriedigt zu haben und weiterfahren zu können.
Während der Wächter Bulgariens um unsere Gesundheit besorgt war, setzte der Wächter der Türkei ganz andere Prioritäten. Sein Job schien es nicht zu sein, sein Land vor illegalen Einwanderern zu schützen, die Drogen- und Waffenschieberei zu unterbinden, dem Menschenhandel Einhalt zu gebieten oder sich einfach um die Gesundheit seiner Reisenden zu scheren. Nein, er war zu Höherem berufen und musste sein Land vor einem viel mächtigeren Feind verteidigen: der Geschichte.
Beim Blättern in unseren Pässen fielen ihm die vielen Visa auf. Darunter ein Stempel, den er nicht zuordnen konnte. Während wir ihm berichteten, wohin wir fahren wollen, betrachtete er ihn verdutzt, bis ihn eine schlimme Befürchtung uns fragen ließ: „You want to go to Armenia?“ wir erklärten ihm, es handle sich um den zweiten Teil des tadschikischen Visums und wurden durchgewunken. (ein Gruß an meine armenischen Freunde: gerne wäre ich auf dieser Reise zu Besuch vorbei gekommen, doch lässt sich das zeitlich leider nicht einrichten...) Als wir dann noch der Kontrollöse der Fahrzeugpapiere versicherten, dass der Bus keine 8, sondern nur 6 Sitze habe – wenngleich doch eindeutig an irgendeiner beliebigen Stelle auf dem Fahrzeugschein (nämlich dort, wo die Prüfziffer zur Fahrzeugidentifizierungsnummer vermerkt ist) eine „8“ aufgedruckt ist, durften wir nach langem Warten endlich in die Restbestände des osmanischen Reiches einreisen.

4 Kommentare:

  1. Die richtig aufregenden Grenzen kommen noch. Für Turkmenistan Einreise könnt ihr schonmal 4 - 6 Stunden einplanen. Da ihr für die Ausreise aus dem Iran auch ca. 3 Stunden braucht, solltet ihr frühzeitig dort erscheinen, sonst haben die Turkmenen u.U. schon dicht gemacht.

    Die Ausreise aus dem Iran ist übrigens komplizierter als die Einreise. Ihr werdet einen Guide nehmen müssem. Vorher den Lohn ausmachen, 5 Dollar müssen reichen. Kann aber sein, dass er euch bei der Zollgebühr bescheißen will. Die dürfte nicht höher als 6 Dollar sein. Viel Spaß :-)

    AntwortenLöschen
  2. Erzählt doch mal, ob und wo ihr das Deutschlandspiel gesehen habt :)

    Alles andere ist natürlich auch interessant!!
    Wie ist es in Istanbul? Schöne Grüße. H.

    AntwortenLöschen
  3. Deutschland vier! Argentinien null! Neben dem Basar von Urfa...

    AntwortenLöschen
  4. Hallo Zurken!

    Auch meinerseits unbekannter Weise vielen Dank für die zahlreichen und Wertvollen Tipps!

    Beste Grüße aus Tatvan!

    AntwortenLöschen