Freitag, 25. Juni 2010

Noch mal über Serbien

***Bıtte verzeiht die Dopplung, aber ich hatte nicht gesehen, dass mir Marco Polo zuvor gekommen war...***

Unserer Tag begann mit einer Wette: ob wir von den Serben einen Stempel in unsere Pässe bekämen oder nicht. Der Stempel kam – ich verlor und muss MP auf einen Tee in Istanbul einladen. Danach kamen wir in ein Land, über das ich schon viel von meinem Vater gehört hatte. Zwar hat er viele einblicke in Jugoslawien bekommen, doch erschienen mir die Brocken, die ich aufgeschnappt hatte nur als Stereotype. Jedoch stellten sich einige davon wahrer heraus als gedacht. Von der Straße aus sahen wir alte Frauen mit Ostblock-Schürzen behangen die Felder pflegen. Kleine Dörfer kannten kaum befestigte Straßen. Eine Familie wartete in Trainingsanzügen auf den heimkehrenden Vater. Und vor allem: Felder, Felder, Felder. Es gab sogar einen Stand am Straßenrand, der Wassermelonen und hellgelbe, spitze Paprika verkaufte. Es war also doch wahr: es gibt den „Balkan“. Da kam in mir, nach unserem nicht gerade üppigen Frühstück, der Wunsch nach einem leckeren Fleischspieß zum Abendessen auf... dieser Wunsch wollte in Belgrad bedient werden.

Nachdem wir hässlichste platten-viertel passiert hatten, suchten wir im Botschaftviertel nach einem Parkplatz. Überall musste dafür bezahlt werden. Also erst einmal zur Bank: Geld abgehoben! Dann große scheine in kleine tauschen – nicht beim Parkpolizisten, der sich über seine neue Beute schon zu freuen schien, sondern im Restaurant. Dann nur noch einen funktionierenden Automaten gefunden. Nach vier Häuserblöcken suche, wurde uns offiziell attestiert: „Yes that's a problem.“ Zum Glück konnten wir bei diesem freundlichen Parkpolizisten ein Ticket lösen und uns dann aufmachen, die Stadt zu erkunden.
Was verbindet man mit Serbien? Nun, ich zunächst: starken Nationalismus, Krieg und Völkermord. Ohne einen Vergleich mit anderen Staaten Jugoslaweins zu haben, hatte ich das Gefühl, dass das Land etwas abgetrennt ist von Europa ist. Die Mode der Leute erschien weniger einfallsreich als in Budapest und kam eher dem typischen Ostblock-look nah, als aktuellen Trends. Die Stadt erwies sich nicht als besonders hübsch – oder gar 'weiss'. Und auch die Atmosphären, das Leben auf der Straße waren nicht so spannend, offen und einladend, wie in der ungarischen Metropole. Da erschienen die Konzert- und Festivalankündigungen völlig aus dem Rahmen zu fallen. (ich muss dazu schreiben, dass es gut möglich ist, dass MP und ich die eigentliche Altstadt völlig verfehlt haben, da wir mal wieder ohne Plan unterwegs waren.
Zurück am Auto fanden wir ein neues Knöllchen. Das setzte meinem grantig-sein ziemlich zu, denn seit einiger zeit waren wir auf der suche nach etwas zu essen und einem schnellen weg zurück zum Auto gewesen. Beides erfolglos. Erst in unserer Straße fanden wir endlich den ersehnten Balkan-Grill. Zwar mit ganz anderen Fleisch-Fladen, als erwartet (u.a. Mit Käse gefüllt) aber auch lecker.
Ich fuhr raus aus der Stadt - über tausend kleine Dörfer irrend und endlich weiter über den legendären Autoput nach Nis, wo wir in Richtung Bulgarien abbogen. Die ganze Zeit von der Karawane begleitet, die nicht Seide und Gewürze ins Abendland bringt, sondern Söhne und Töchter zurück ins Morgenland, um die Familie und das Dorf wiederzusehen. Da war ganz Europa – vor allem aber Niedersachsen – unterwegs...

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