Montag, 28. Juni 2010

Zu Fuss und cool durch Istanbul

Am nächsten Tag taucht unser neuer Freund nicht auf und wir wechseln auf einen anderen Parkplatz (denn unserer war über Nacht wieder zu einem ‚Oto Park‘ geworden, für dessen Benutzung man einem privaten Wachmann Geld nach Vereinbarung zahlen muss.) Diesmal nehmen wir die Straßenbahn, um einen Überblick über die Innenstadt zu bekommen und gleichzeitig der Hitze zu einfliehen.
Vorbei an Touristengetümmel rund um Hagia Sofia, Blauer Moshee und Bazaar, weiter bis hinter die beeindruckende alte Stadtmauer fahren wir zur Endstation. Wir erleben nur eınen winzigen Ausschnitt der 10-Millionen-Metropole, deren Ausmasse uns bei der Anreise bereits erstaunen lies.
Auf dem Rückweg steigen wir bei der Hagia Sofia aus. Die Touristengruppen nach Möglichkeit vermeidend (sehr schwierig!) finden wir heraus, dass sie montags geschlossen ist - ebenso das Museum für türkische und islamische Kultur.

Am Fuße der Blauen Moschee nutzen wir die sanitären Anlagen zur Erfrischung. Wir sehen kleinere Gruppen von Muslimen aus der ganzen Welt hierher strömen. (Auch welche aus Tadschikistan!) Als wir das Gotteshaus betreten wollen, ruft der Muezzin zum Gebet und der Gebetsraum bleibt allen Ungläubigen verschlossen.

Unverrichteter Dinge entschließen wir uns, durch die kleinen Gassen zurück Richtung Auto zu laufen. Wir entdecken ein riesiges Kitsch-Kaufhaus und laufen durch endlose Bazaar-Strassen. Ich nutze die Gelegenheit zum Kauf einer Reisetasche, die mir bisher fehlte - um endlich die katastrophale Ordnungslage in unserem Bus in den Griff zu kriegen.
Hügel rauf - Hügel runter. In einer Moschee auf einer Hügelspitze erhoffen wir uns, vom Minaret einen Ausblick über die Stadt zu erlangen. Doch wird sie mit Mitteln aus dem Topf für die 'Europaeische Kulturhauptstadt 2010' saniert. Alternativ streben wir nun einen alten Turm an, der von weitem über der Altstadt ragend zu sehen ist. An seinem Fuße liegt das Fischer-Viertel, wo sämtlicher Fischereibedarf zum Verkauf angeboten wird - einschließlich Elektromotoren aller Größen.
Vom Turm haben wir eine wunderbare Aussicht (die besonders Marco Polo gut zu tun scheint), wenngleich eine Begrenzung der Besucherzahl dem Erlebnis zuträglich gewesen wäre. So aber treten sich schwule Briten, junge türkische Pärchen, deutsche Backpacker, japanische Individualtouristen, Marco Polo und ich uns gegenseitig auf die Füße.


Erschöpft vom vielen Laufen und den zahlreichen Eindrücken machen wir uns auf die Suche nach etwas zum essen.

Als wir auf dem uns von letzter Nacht vertrauten Tarlabasi Bulvari ankommen und Ausschau halten, fällt Marco Polo ein Tipp ein, den er von einem Freund bekommen hatte und holt die Wegbeschreibung zu einem „Anarchistencafé“ heraus:

"The place is called 'Leyla Teras'. On Taksim St when coming from Taksim Sq there is a clothes shop called 'Miss Poem'. Take that turn and on that way on right hand side there you are."

Die entsprechende Straße war leicht zu finden. Nicht aber das Lokal. Zum Glück wissen wir ja aber den Namen der Kneipe - also flux bei einem Kellner der zahlreichen Etablissements in dieser Straße nachgefragt und wir bekommen den richtigen Aufgang gezeigt. (Es handelt sich circa um das dritte Haus in der Straße.)

Die dunkle, schmale Treppe hinter dem unscheinbaren Hauseingang führt vorbei an einer Heavy Metal Kneipe und zwei aus druckslosen Türen - hin zu einer noch unscheinbareren Tür im vierten Stock mit einem kleinen Aufkleber darauf: 'Leyla Teras'. Dahinter verbirgt sich ein intimes Lokal mit Terrasse, die einer Oase im ganzen Trubel der Stadt gleichkommt. Allen künftigen Besuchern Istanbuls wollen wir an dieser Stelle einen Besuch der 'Leyla Teras' ans Herz legen und uns an dieser Stelle herzlich bei Christoph für diesen Tıpp bedanken.

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