Konsulat von Turkmenistan in Berlin
Irgendwo versteckt zwischen den Villen hinterm
Theodor-Heuss-Platz liegt die Botschaft von Turkmenistan. Es ist immer wieder
erstaunlich. Nur die wenigsten Botschaften in Berlin lassen vom äußeren
Eindruck des Gebäudes auf das Land schließen. Die Botschaft von Turkmenistan
gehört nicht dazu. Das Konsulat befindet sich im Tiefparterre und hat definitiv
keinen repräsentativen Charakter. Man fragt uns ob wir einen Aufschlag zahlen
wollen, damit das Visum schneller bearbeitet wird (vermutlich werden die
Unterlagen dann per E-Mail anstatt per Post gesendet…). Das Visum wird nämlich
erst nach Rücksprache mit wem auch immer in Ashgabat ausgestellt. Ich weiß
leider nicht mehr, ob auch ein Motivationsschreiben zu den benötigten
Unterlagen gehört, wie beispielsweise in Tadjikistan. Aber uns wird ziemlich
eindeutig klar gemacht, dass wir, nachdem wir uns erst für die Billigvariante
entschieden hatten, wenn wir unseren Pass irgendwann vor Abreise noch mal
wiedersehen wollen, einen „Expressaufschlag“ zu zahlen haben. Die Bearbeitung
dauert dann trotzdem drei Wochen. Das Visum gilt 5 Tage und ist auf bestimmte
Daten, Strecke und Grenzübergänge festgelegt. Etwas anderes als ein
Transitvisum scheint eh ohne örtlichen „Touristenführer“ nicht möglich zu sein.
Ashgabat
Mit diesem Transitvisum geht es jetzt also vom Ashgabat nach
Merw. Im Gegensatz zu der handgefegten und mamornen Hauptstadt ist die Straße
Richtung Usbekistan und Afghanistan eine einzige Schlaglochpiste.
Eingereiht zwischen
LKW’s versuchen wir über duzende Umleitungen und kleinere Straßen und Brücken
den Weg nach Mary nahe der großen Seidenstraßenstadt Merw zu finden. Es ist
schon erstaunlich wie groß der Unterschied zwischen Stadt und Land hier ist.
Es
gibt so gut wie keine Straßenschilder und wir halten uns an die vorausfahrenden
LKW’s aus der Türkei und dem Iran. Interessant wie vertraut uns inzwischen
diese Länder im Gegensatz zu Turkmenistan erscheinen. Da wir glauben schon an
Mary vorbeigefahren zu sein und nicht vorhatten weiter nach Herat zu fahren,
scheren wir aus der LKW Kolonne aus und versuchen das Zentrum zu
finden. In der Stadt finden wir weder Personen noch irgendeins der von uns
ausgewählten Hotels. Also parken wir in dieser dunklen Stadt mit duzenden
anderen LKW’s auf einem abgefuckten Parkplatz für den wir am nächsten Morgen
sogar noch bezahlen müssen.
Von der 2500 Jahre alten sehr bedeutenden Oasenstadt Merw
ist nördlich von Mary kaum noch etwas zu sehen. Das einst prächtige
Handelszentrum wurde bei diversen Eroberungen durch Mongolen, Perser und den
Usbekischen Nationalheld „Timur“ geschliffen und zur Bedeutungslosgkeit
verdammt. Auch uns gelingt es nicht den Zauber vergangener Zeiten in den Ruinen
des UNESCO Weltkulturerbes zu entdecken.
Eher angetan sind wir von ein paar
realen Menschen. Jugendliche, die auf dem Feld arbeiten und gerne ein Foto mit
uns machen wollen.
Ein Bäcker, der uns ein Brot schenkt. Ein Melonenverkäufer
und die Bedienung in einem kleiner Klitsche für leckere Fleischspieße. Alle
sind erstaunlich distanziert, freundlich und wecken durch ihr stolzes Auftreten
mein Interesse.
Leider bleibt aufgrund unserer Visa keine Zeit sich weiter mit
Land und Leuten zu beschäftigen und wir cruisen in die angenehme Nacht auf
guter Straße in die Wüste hinein, immer geradeaus ohne ein einziges Licht außer
der Sterne nach Turkmenabat. In dieser einzigartigen Dunkelheit werden die
Grenzen der Phantasie verschoben und man fängt an sich wie ein Kind
vorzustellen, was man in dieser Dunkelheit alles nicht sehen kann. In meiner
Erinnerung ist die Wüste in Turkmenistan demzufolge voller Geheimnisse und
Reize.
Nach Durchquerung des nächtlichen Turkmenabat kommen wir an
die berüchtigte Pontonbrücke über den Amu Darya. Das die örtlichen Wegelagerer Geld
verlangen würden, habe ich nach diversen Warnungen erwartet. Dass sie sich
allerdings nur mit Dollar zufrieden geben und noch nicht einmal in ihrer
Landeswährung bezahlt werden wollen hat mich schon erstaunt. Leider zeigt sich
hier der Fehler an der Grenze nicht hart genug gewesen zu sein und am Ende den
schreienden Grenzsoldaten einen Bus mit zehn Sitzplätzen eintragen zu lassen.
Weil wir ein solcher Bus sind, werden es gleich 10$ mehr. Jedes Geschimpfe meinerseits
verhallt zwischen den unnachgiebigen Gestalten. Am liebsten würde ich die
nächste Brücke 20km flussabwärts nehmen. Da der Wegelagerer aber sicherlich
auch noch eine Uniform der Miliz im Schrank hängen hat und wir uns über die
Konsequenzen bei Verlassen der Transitstrecke nicht ganz im Klaren sind, zahlen wir. Beim
nächsten Mal werde ich entweder mit einem alten Golf kommen und wutentbrannt
den Schlüssel in den Amu Darya zu werfen um dann zu Fuß die Brücke zu
überqueren oder einfach gleich von Anfang an die Transitstrecke missachten und
die nördlichere Brücke nehmen.
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