Nachdem wir in Samarkandt ein Hostel gefunden haben, bricht
es über uns herein. All die Backpacker, Mongol-Ralley-Kids und Fahrradfahrer.
Der Lonely Planet hat uns wieder. Wobei die Klientel in Zentralasien vermutlich
trotz alledem ein bisschen abgebrühter als die typischen Lonelyplanet-User zu
sein scheint. Es gibt zumindest keine Gespräche über tolle Surfspots und den
schönen Ethnokitsch von der Touristenfalle gegenüber. Der Fokus scheint auch
mehr auf Zentralasien, Russland, Middle East, Afrika und Indien zu liegen, als
auf Thailand, Australien und Südamerika. Dennoch bin ich froh Samarkandt wieder
zu verlassen, auch weil man inzwischen so overdosed ist, was Architektur
entlang der Seidenstraße angeht. Anfangs sieht man Orte, die man sich so
beeindruckend niemals vorgestellt hat. Orte, die, würde man sie gemalt sehen,
gut als 1001 Nacht Phantasie eines Künstlers durchgehen könnten. Aber
irgendwann hat man es dann doch gecheckt. Es gibt diese Orte. Schon
verschwindet das kindliche Erstaunen und weicht schließlich ganz dem sachlichen
Interesse an Architekturstylen, regionalen Unterschieden und dieser oder jener
kleinen Besonderheit. Der Zauber aber verfliegt.
Da sich der „Präsident“ von Usbekistan in Samarkandt
angekündigt hat und deshalb sämtliche Bewohner der Stadt dabei sind das Gras
aus den Ritzen der Straße zu rupfen, Fassaden zu streichen und kaputte Häuser
einfach mit weißen Zäunen zu überdecken (auf der gesamten Strecke bis Tashkent)
entschließen wir uns dem Präsidenten entgegen nach Tashkent zu fahren. Nicht
aber ohne vorher den Museumswächter der Madressa zu bestechen und den
Sonnenaufgang auf dem Minarett über der Stadt zu erleben.
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