Montag, 9. August 2010

Samarkandt und der Präsident

Nachdem wir in Samarkandt ein Hostel gefunden haben, bricht es über uns herein. All die Backpacker, Mongol-Ralley-Kids und Fahrradfahrer. Der Lonely Planet hat uns wieder. Wobei die Klientel in Zentralasien vermutlich trotz alledem ein bisschen abgebrühter als die typischen Lonelyplanet-User zu sein scheint. Es gibt zumindest keine Gespräche über tolle Surfspots und den schönen Ethnokitsch von der Touristenfalle gegenüber. Der Fokus scheint auch mehr auf Zentralasien, Russland, Middle East, Afrika und Indien zu liegen, als auf Thailand, Australien und Südamerika. Dennoch bin ich froh Samarkandt wieder zu verlassen, auch weil man inzwischen so overdosed ist, was Architektur entlang der Seidenstraße angeht. Anfangs sieht man Orte, die man sich so beeindruckend niemals vorgestellt hat. Orte, die, würde man sie gemalt sehen, gut als 1001 Nacht Phantasie eines Künstlers durchgehen könnten. Aber irgendwann hat man es dann doch gecheckt. Es gibt diese Orte. Schon verschwindet das kindliche Erstaunen und weicht schließlich ganz dem sachlichen Interesse an Architekturstylen, regionalen Unterschieden und dieser oder jener kleinen Besonderheit. Der Zauber aber verfliegt.


Da sich der „Präsident“ von Usbekistan in Samarkandt angekündigt hat und deshalb sämtliche Bewohner der Stadt dabei sind das Gras aus den Ritzen der Straße zu rupfen, Fassaden zu streichen und kaputte Häuser einfach mit weißen Zäunen zu überdecken (auf der gesamten Strecke bis Tashkent) entschließen wir uns dem Präsidenten entgegen nach Tashkent zu fahren. Nicht aber ohne vorher den Museumswächter der Madressa zu bestechen und den Sonnenaufgang auf dem Minarett über der Stadt zu erleben.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen