Sonntag, 29. August 2010

Rückreise mit Hindernissen

An der nächsten Hauptstraße sprechen wir einen Taxifahrer an. Wir handeln ihn auf 500sum (ca. 10$) für die Fahrt zum Flughafen herunter. Der Preis liegt etwas über dem normalen Kurs, aber ehrlich gesagt ist es uns ausnahmsweise mal egal. Wir wollen endlich nach Hause. Gepäck in den Kofferraum des alten Passats geschmissen und in die tiefen stinkenden Poster fallen gelassen. Wie schön es eigentlich ist im Taxi gefahren zu werden... Es wird an einer Tankstelle angehalten und natürlich muss erst einmal getankt werden. Natürlich wird dafür unser Geld benötigt – im Voraus...natürlich. Wir haben nur drei 200er Scheine. Tank ist voll, zurück kommt ein Fünfziger. Nicht schon wieder. Anscheinend denkt die Hälfte der Leute von Bukhara bis Bishkek sie kann uns einfach so nach Strich und Faden über den Tisch ziehen, nur weil wir Touristen sind. Wir haben schon etwas mehr als den Normalpreis gezahlt und jetzt werden wir auch noch wegen 1$ für dumm verkauft. ND findet das überhaupt nicht lustig. Fängt an zu diskutieren. Der Taxifahrer steigt ein. Fährt einfach weiter. ND explodiert und wirft den 50sum Schein nach vorne. Ob er dabei dem Fahrer auch noch gleich eine gelangt hat? Darüber scheiden sich die Geister. Fakt ist das der Fahrer unbekümmert weiterfährt, bis er ein wirklich dunkles Stück Straße außerhalb von Bishkek entdeckt hat. Er fährt an die Seite. Keine Person weit und breit. Steigt aus, öffnet den Kofferaum (denkt vermutlich das die Taschen im Kofferraum wirklich schwer sein müssen), geht ums Auto und öffnet die hintere Tür bei ND und denkt wahrscheinlich wir bekommen jetzt Angst, dass wir nicht mehr zum Flughafen kommen. Nur noch für 50$ oderso. - Irrtum, während ich einfach sitzenbleibe, flippt ND völlig aus. [...]
Der Taxifahrer gibt uns die restlichen 50sum, macht den Kofferraum wieder zu und setzt sich auf den Fahrersitz und fährt schnell schweigend zum Flughafen. Dort angekommen bedankt er sich für die Fahrt, schüttelt uns die Hände und ist sichtlich erleichtert als wir verschwinden.
Nach zwei Stunden Schlaf im Flughafen verläuft alles Andere erstaunlich einfach; keine Probleme wegen meiner Autokennzeichen im Rucksack, aus Versehen bei der Businessclass eingecheckt, deshalb nicht fürs Übergewicht bezahlt. Schnell noch mit unserem Lumpensammlerflugzeug in Almaty zwischengelandet und schon sind wir in London. Noch ein kleiner Scherz bei der Sicherheitskontrolle. „What is in your back?“, „A bomb.“, „That's not funny at all. You could spend some time in prison for a joke like that.“ Tja, das hat uns dann auch nicht mehr beeindruckt... =;-)
Erst als wir im Landeanflug auf Berlin-Tegel sind, wird mir klar, dass die Reise jetzt wirklich beendet ist. ND und ich werden ein bisschen wehmütig, keine Sonnenuntergänge in der Wüste mehr, keine Fleischspieße in irgendwelchen turkmenischen Kaschemmen, keine Partys in Ashgabat, keine zu durchquerenden Flüsse, keine Scherereien mit der Polizei, keine tadschikischen Schönheiten, die einen zum Tee einladen, keine iranischen Künstler, keine kurdischen Anarchisten, keine Kraterseen, keine vor Interpol flüchtenden Kanadier, keine Menschen, die einen morgens einfach nur aus Neugier wecken, keine Karawansereien und keine spontanen Einladungen zum Quatschen mehr. Aber jede Wehmut, jedes Fernweh ist vergessen, wenn Freunde zugegen sind. Und sie waren da.

2 Kommentare:

  1. Jaja, am besten man geht ohne Erwartung auf so eine Reise und nimmt alles Unwägbare wie iranische Künstler, kurdische Anarchisten, Kraterseen usw, und auch das vermeintlich Ärgerliche, wie geldgierige Taxifahrer und Autopannen als etwas, dass so sein soll, als sei das alles genau das, was man erleben wollte. Dann kann man es genießen, ohne auszurasten. Ich gebe zu, ich schaffe es auch nicht immer. :-)

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  2. :-) Es war im Nachhinein wirklich schön. Danke, dass Du uns nicht vor Zentralasien gewarnt hast, Zurken!

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