Unsere Unterkunft befindet sich im nördlicheren Stadtzentrum, in einer Nachbarschaft, die bevorzugt von armenischen IranerInnen bewohnt wird. Die Häuser übertrumpfen meist nicht drei Stockwerke uns sehen sehr uneinheitlich aus – sind aber eigentlich immer in verschiedenen Ocker- und Sandfarbentönen gehalten. Wir fühlen uns sicher, werden darin auch von Sima bestätigt und bemerken an den PassantInnen, dass es sich um ein Viertel der Mittelschicht handeln muss.
Wir nehmen ein Sammeltaxi mit dem Ziel Basar weiter nördlich. Dort laufen wir durch die überdachten Gassen des modern erscheinenden Marktes und besuchen auch Simas Onkel, der hier sein Geschäft hat.Das nahe gelegene schiitische Heiligtum dürfen auch MP und ich betreten nachdem unsere Begleiter sich dessen vergewissern. Es beeindruckt durch ein mit Kristallspiegeln ausgekleidetes Mausoleum, in dem wehmütige Gläubige betend an dem massiven Gitter stehen, dass sie vom grün beleuchteten Sakopharg-Raum trennt. Geldscheine türmen sich hinter der Scheibe zu Bergen auf und die Besucher erhoffen sich Glück, Hilfe und Rückhalt von dem toten Körper. Es sind beeindruckend vereinnahmende Szenen. Auf dem Vorplatz zu dem Heiligtum, das auch eine Moschee ist, ist ebenfalls ein Denkmal für den Iran-Irakischen Krieg beherbergt, das aus den Gräbern von ein paar gefallenen Soldaten besteht. Khomeini- und Khameni-Fotos gehören zum üblichen Repertoire.
Unentschlossen über den weiteren Verlauf des Spaziergang debattierend laufen wir durch die breite, 'Ali-Azri-Strasse (?), die von großen grünen Bäumen und Geschäften gesäumt wird. Am Horizont erkennt man deutlich die nahen Berge, die das Teheraner Stadtgebiet auf natürliche Weise begrenzen. Es fällt auf, dass es in diesem Teil der Stadt ein fühlbares Stück kühler ist, als noch bei uns zu Hause. Das mag erklären, warum sich gerade hier die Reicheren der iranischen Gesellschaft angesiedelt haben. Ihre Anwesenheit wird durch die zahlreichen aufgestylten Menschen und die teuren Läden deutlich. Bei vielen Frauen ist das Kopftuch sorgfältig auf halb acht drapiert, die Haare sind gefärbt und das Gesicht dick überschminkt. Die Männer haben gestriegeltes Haar und tragen enge Klamotten mit italienischen Markennamen und mindestens einer Aufsehen erregenden Eigenschaft (seien es glänzende Streifen, eingenähte Metallteile, oder ähnliches). Die Geschäfte befinden sich in ähnlichen Gebäuden wie in unserer Gegend (nur etwas höher), sind aber durch die Bank weg höchst aufpoliert und herausgputzt. Die meisten tragen westliche Markennamen und verkaufen nichts anderes als ihre Pendants in Paris oder Mailand. Vornehmlich aber immer den etwas extravaganteren Teil der aktuellen Mode.
Unser Weg entpuppt sich als weiter und wir uns als geschaffter als gedacht, so dass wir einen Bus zu unserem nächsten Ziel geben. An der Absperrung zum Frauenabteil stehend geht es in mörderischem Tempo durch die Teheraner Straßen. Immer ein Auge auf unsere schönen Mitfahrerinnen. In der Stadt ist war gestern kaum etwas los. Das läge an den Energiespartagen, die im Anschluss an den gestrigen Geburtstag des Propheten ausgerufen wurden und den angenehmen Nebeneffekt hätten, viele Bewohner zu einem Ausflug zu bewegen, anstatt an Studentenprotesten teilzunehmen, die anlässlich des Tags der Studenten stattfinden könnten.
Wir entschließen uns doch in keinen Park mehr zu gehen und die Suche nach einem Restaurant nicht weiter aufzuschieben. Selbige stellt sich jedoch als schwieriger heraus als erwartet. Obwohl es einige in jener Hauptstraße der Stadt befinden, durch die wir uns bewegen, genügt keines unseren Ansprüchen. Ich lasse mir nicht die Gelegenheit entgehen, einen frisch gepressten Orangensaft zu kaufen, der allerdings nicht weniger als am Winterfeldtplatz kostet.
Schließlich finden wir uns im Stammlokal unserer iranischen Freunde wieder. Ganz in der Nähe unseres Zuhauses essen wir Hühnchen mit Tomatensauce und Reis. Die Gewürze machen es zu einem typisch iranischen Gericht. Mit gefüllten Mägen laufen wir fröhlich nach Hause, wo wir zusammen noch lange in die Nacht hinein lachen.
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