Bisher war es so, dass ich unter allen Umständen gut schlafen konnte und MP eher Probleme hatte. Doch diese Nacht war ich derjenige, der aufwachte. Es ist heiß. Auch nachts. Und kein Lüftchen geht. Das schlaucht ziemlich und so verabreden wir uns zum Frühstücken in dem deluxe-Rasthof, in dem wir gestern jeweils zwei Tees ausgegeben bekommen haben: eine Scheibe Wurst, eine Scheibe Gouda o.ä. Und eine Feta. Dazu Tomaten, Gurken und Oliven – und, ta ta ta ta!!, ein Ei. Der Chef staucht seine Mitarbeiter zusammen, um es uns noch rechter zu machen, als es eh schon ist.
Der Straßen- und Häuserbau in den Orten, durch die wir kommen, lässt uns vermuten, dass es einen wirtschaftlichen Aufschwung zu geben scheint. Vielleicht ja aufgrund etwaigen Drucks seitens der EU, die Kurden nicht mehr so stark zu vernachlässigen. Doch in den Orten kurz vor Mardin wird die Strukturschwäche dieser Gegend deutlich. Es gibt versteckte Stadtzentren zwar, aber die meisten Läden, Werkstätten, etc. befinden sich direkt an der Hauptstraße. Zumeist reichlich zurück versetzt – davor der bloße, staubige Boden. Bürgersteige wurden erst kürzlich angelegt – oft viel zu hoch und nicht den Bedürfnissen der Menschen entsprechend. Vieles erinnert mich an palästinensische Siedlungen.
Mardin ist eine Stadt, die weit bekannt ist. Sie zählt sicherlich zu den größten in Ost-Anatolien, wurde aber vor allem von vielen Leuten, die wir getroffen haben als besonders schön gelobt. Wenn man in die Stadt, wie wir, von Süden her reinkommt, muss man zunächst die Neustadt passieren. Danach führt die Straße steil bergauf und erst nun offenbart sich die Besonderheit der Stadt: Sie ist auf einem schroffen Berg zu Füßen einer alten Burg errichtet. Hier werden die Straßen schmaler, Häuser, Boden und Felsen verschmelzen in verschiedenen Schattierungen von Sandfarben. Noch einmal wird deutlich: Wir sind nicht mehr in der Westtürkei – dies ist Arabien. Die Stimmung ist komisch – Spannung scheint in der Luft zu liegen. Wir treffen noch einmal weniger Touristen als in Urfa und stellen eine umso größere Attraktion dar. Diesmal fühlen wir uns allerdings weniger als interessant denn suspekt wahrgenommen.
Froh über und gleichzeitig genervt von dem geschafften Berichten, essen wir zu Abend auf dem Atatürk-Platz, wo unser Auto steht. Sofort kommt der Parkplatzaufseher an und will noch einmal Geld haben, da wir ja offensichtlich über Nacht blieben. Einmal mehr scheinen wir in dieser Stadt über den Tisch gezogen zu werden, so dass uns hier nur noch die Aussicht hält, den Freund von Sonar zu treffen, von dem er uns berichtet hatte. Sehr zu unserer Verblüffung stellen wir fest, gar nicht dessen Nummer bekommen zu haben.
Um weiteren nervigen Situationen aus dem Weg zu gehen, fahren wir aus der Stadt. Bei einem Blick zurück offenbart sich wieder die Schönheit dieser Stadt und wir machen ein Foto von dem Lichterhügel. Wir fahren zurück zur Europastraße, über der der Regionalhandel zwischen der Türkei, Syrien, Irak und Iran abgewickelt wird, und die die Nachfolge der Seidenstraße antritt, indem hier LKWs bis nach Zentralasien fahren. Die Grenze nach Syrien zum Greifen nah und eine Lichterkette auf der anderen Seite, die eine Kleinstadt verrät.
Wir halten wieder auf einem Rastplatz zwischen Truckern und legen uns direkt schlafen.
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