Donnerstag, 29. Juli 2010

Schlafen im Hafen

Während wir gefühlt gerade eben noch den Bus am leeren Hafen abgestellt haben, stehen wir schon wieder im prallen Sonnenschein und ich halte es nicht mehr im überhitzten Dachaufbau aus.Schnell aus dem Bus herausgesprungen und voller Verwunderung festgestellt, dass inzwischen der Hafen prall gefüllt mit Fischbooten ist und ich mich mitten im Trubel des Ausladens der Fänge wiederfinde. Also putze ich mir die Zähne und setze mich zwischen die Fischer auf eine Bank um mein gestern angefangenes Buch zu beenden, damit ich es dann endlich in irgendeinem Hostel „vergessen“ kann. Fünf Minuten schaut man mir noch zu, dann halten auch die sonst so distanzierten und zurückhaltenden Fischer die Neugierde nicht mehr aus. Was macht ein VW-Bus aus Deutschland in unserem Hafen? Hat der Ausländer da wirklich da drin geschlafen? Ich bin froh um Abwechslung und fange mangels anderer Kommunikationsmittel an mit Händen und, inzwischen sicherlich auch, einer überzeugenden Mimik ein Gespräch aufzubauen. So erfahre ich dass die Fischer in der Nacht draußen waren und bereits ihre Ladung abgeladen und verkauft haben. Der Fisch scheint nicht so gut zu sein und wird deshalb als Hühnchenfutter verwendet. Mir wird natürlich Tee angeboten und bei geteiltem süßen Chai und Zigaretten werden die Fischer gleich sympathisch.Ich fühle mich gut aufgehoben und weiß gar nicht so Recht warum. Vielleicht gibt es da einen Zusammenhang mit meinen Wurzeln an der Nordseeküste? Wir fachsimpeln über Wetter, Fisch, Motoren und Motorräder. Als ich dann den Dieselmotor des VW-Busses vorführe und die Motorhaube mit einem lauten Knall zufallen lasse, ist auch der Noodledude wach. Verschlafen und verwundert freut auch er sich über eine Chai und das Gespräch bekommt eine Wende zur Politik und Gesellschaft im Iran. Ich bekomme langsam Lust aufs Meer und frage den Kapitän, ob er uns in der nächsten Nacht mitnehmen kann. Er runzelt seine Stirn, lächelt, muss dann aber nach einem Telefonat mit dem Hafenvorsteher abwinken.Dafür lädt er uns noch auf ein ausgiebiges Frühstück ein. Zufrieden über unsere nette Begegnung verlassen wir, nicht ohne vorher noch einen Rundgang über das Fischerboot gemacht zu haben, den Hafen in Richtung Turkmenistan – leider mit dem Auto.
Während ich versuche mit unserer, mir immer schlechter vorkommenden Karte und dem Kompass einen Weg zum Wasser zu finden um das Kaspische Meer nochmal aus der Nähe zu sehen, fährt der Noodledude auf sandigen Wegen in die richtige Himmelsrichtung. Aber so sehr wir uns auch anstrengen einen Zugang zum Meer zu finden, desto mehr müssen wir auch einsehen, dass es keinen Zweck hat.Überall ist das Wasser mit Privathäusern oder Militär verbaut. Und an allen anderen Stellen gibt es einfach keine Weg. Warum nur?

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