Montag, 26. Juli 2010

In der Wueste nach dem Weg fragen #2

Nach der zweiten Übernachtung in der Wüste, wollen wir noch etwas mehr. Also in die letzte kleine Oase „Mesr“ vor den ca. 300km Nichts, "Kewir" (keine Straße, keine Siedlung, kein Fluss, kein Wasser), gefahren. Mal sehen, ob man eine kleine Abkürzung nach Westen durch die Wüste findet...In der Karte ist eine Straße als „sonstige“ Straße eingezeichnet, was nach unserer Erfahrung alles bedeuten kann, von einer asphaltierten beleuchteten Straße bis zu Fahrspuren durch die Steppe inklusive Flussdurchquerungen. Also durch den Ort durchgerollt, während der starke heiße Wind den Sand aufpeitscht und gegen das Auto wirft. Es scheint sich niemand für uns zu interessieren. Erstaunlich, sind wir doch der Überzeugung das wir schon ein mittleres Aufsehen wert wären, mit unserem Bus von Berlin bis an dieses letzte bewohnbare Fleckchen. Aber nichts. Also weiter in die Wüste. Und tatsächlich werden aus der Straße Fahrspuren und wärend sich der VW-Bus langsam durch den Sand wühlt, trocknet auch die letzte Hautpore völlig aus. Ich fahre einigermaßen schnell, um mit dem nur bedingt geländegängigen Bus nicht im nächsten Sandloch stecken zu bleiben. Die Geschwindigkeit ist der Fehler. Alles was nicht hundertprozentig fest mit dem Bus verbunden ist, scheppert einmal laut, als der Wagen wieder aufsetzt, nachdem ich eine nicht zu verachtende Bodenwelle übersehen habe. Es ist heiß, ein auf Hitzestufe drei eingestellter Föhn bläst mir mit Sturmstärke Sand ins Gesicht, ich sitze im eigenen Schweiß, Salzkrusten auf der Stirn und die Sonnenbrille tut ihr übriges um derartige Unaufmerksamkeit hervorzurufen.Wir drehen um, da unsere Spur gerade im Sand verläuft. Den ersten Menschen, den wir auf dem Rückweg zum Ort treffen, fragen wir nach dem Weg. Während er mit seinem Trecker gerade Sand (!) in der Wüste ablädt, steige ich aus, zeige nach Westen, dazu einen Ortsnahmen. Er schaut mich an. Ich zeige in Richtung von in einem Dünenfeld verschwindenden Fahrspuren, die ungefähr Richtung Westen gehen. Er nickt. „Are.“ Ja. Er sagt noch etwas von Mesr, der Ort aus dem wir gekommen sind und macht sich dann auf den Weg zurück. Wir sind wieder allein in de Wüste. Ich drehe mich zum Auto um und jetzt, erst jetzt fällt mir auf, dass ich bei dem vorherigen Flugversuch mit dem Bus, den gesamten Kühler herausgerissen habe. Er hängt noch an einzelnen Schrauben, macht allerdings eine sehr Schlechte Figur im Windkanal. Als ich nun das Wasser über die Stoßstange fließen sehe, wird mein Albtraum war. Mit kaputtem Kühler in der Wüste.Ein Glück, nach zehn Minuten ist der Kühler wieder abgedichtet und auch die vier Schrauben, die ihn fixieren wiedergefunden und festgemacht. Ich hatte diese Schrauben immer aus Bequemlichkeit nicht festgeschraubt um jederzeit schnell an den Motor kommen zu können. Gerade deswegen wurde ich in Berlin von den Automechanikern meines Vertrauens gewarnt. „Wenn VW ne Schraube irgendwo sparen kann, dann kannste dir sicher sein das se dit och machen.“ (@Marc: Danke für den Tipp, ich werde ihn ab jetzt beherzigen. Wer nicht hören will muss fühlen.)
Also geht es weiter, immer den Fahrspuren hinterher, ca. vierzig Kilometer sollen es sein. Immer wieder ist eine Düne über den Weg gewandert, sodass man auf ihre sandigen Auslдufer ausweichen muss und sich so langsam durch den Sand wühlt. An anderen Stellen ist der Untergrund wieder hart und gut befahrbar. Dafür verlieren sich die Fahrspuren und es geht nach Kompass weiter. Immer mir dem Hintergedanken: „Wenn jetzt was passiert, was dann.“, „Warum haben wir keine Sandbleche und Schaufeln, nur einen kleinen Plastik Klappspaten dabei?“, „Was ist, wenn der Kühler Schaden genommen hat?“ Als ich dann auch noch anfange zu zweifeln, ob ich denn Rückweg wiederfinden würde, entschließen wir uns umzukehren. Tatsächlich verweht unsere Spur schon im Sand und wir sind froh, das Dorf wieder zu erreichen. Dort nochmal nachgefragt und tatsächlich gibt es gar keinen Weg, dort wo wir gefahren sind, sondern man muss erst nach Süden, wo man dann eine wunderbar aufgeschotterte Piste vorfindet und nach 35 Kilometern auch eine asphaltierte Straße.
Warum sagt uns der Traktorfahrer dann, dass wir nach Westen (in das Sandduenenfeld) fahren sollen? Ich glaube, er hat mir einfach nur gesagt, als ich ihn gefragt habe, ob es nach Westen weitergeht: „Ja, es ist grundsätzlich möglich, aber vielleicht solltet ihr lieber die Schotterpiste im Süden nehmen. Aber jeder muss seine eigenen Erfahrungen sammeln.“ Das haben wir gemacht. Beim nächsten Mal nehmen wir ein GPS mit oder lernen Farsi.

4 Kommentare:

  1. Hallo Ihr beide, hallo speziell an N.D.! Eva hat mir Deine Karte aus Yazd vorgelesen - sie ist pünktlich zum Geburtstag angekommen und sie hat sich total drüber gefreut, soll ich Dir hier auch gleich mitteilen! :D Danach habe ich ihr rückwirkend vorgelesen bis zum Khomeini-Mausoleum. Meine Stimme hätte gereicht für noch mehr, aber Eva frage, ob ich ihr nicht alles ausdrucken kann. Meinte bloss, frag die Jungs doch nachher nach dem Buch!
    Find ich ganz toll spannend alles! In Bishkek haben uns die Kinder auf der Strasse übrigens zum Teil auf deutsch angesprochen! Das hat beiden Seiten Spass gemacht!
    Bis zum nächsten Mal, weiterhin alles Gute Euch beiden!!!!
    Liebe Grüsse von B.M. aus ZH

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  2. Aber schön isses da in der iranischen Wüste, ne? Vor allem die Nächte. Meist sind ja dann doch noch irgendwo am Horizont Lichter zu sehen, aber manchmal ists vollkommen dunkel und still.....

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  3. Ich seh grad, ihr habt mich ja verlinkt! Habs mit euch auch gemacht. Und lang nichts mehr gehört. Jetzt in Usbekistan?

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  4. In der Wüste nach dem Weg gefragt habt ihr vor 1 Monat, vielleicht doch verirrt? Oder aufgegeben? Oder sesshaft gemacht?

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